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Sehr witzig, oder?

Echt witzig, oder?

Mit minimalen Eingriffen gibt Florian Herzog (40) alltäglichen Dingen eine andere Bedeutung. Die Bürouhr wird zur Zeitschere, der Schneebesen zum Eischläger, das Taschenmesser zum bellenden Hund, die Gummihandschuhe zum prall gefüllten Euter... Gestochen scharf erzählt er Geschichten über Dinge, die für den Akt analoger Fotokunst aus dem Alltag ausgebrochen sind und unsterblich werden.

Sis Städtle. Einschließlich Matura (1998) absolviert Florian Herzog in Bludenz das volle Programm: Kindergarten, Volksschule. Gymnasium. „Die tollsten Jahre meines Lebens habe ich in Bludenz verbracht. Nicht nur die Gerüche bleiben unvergessen. Sie bestimmten die freie Zeit: Roch es nach Schokolade, kam Schlechtwetter, bekam man Fohrenburger Bier in die Nase, gab es schönes Wetter. Unser Revier waren alle Gärten rund um die Ferdinand- Gassner- Straße, wo wir noch heute unseren „Herzog-Sitz“ haben, und der geschichtsträchtige Montikel. Am Muttersberg haben wir Schifahren gelernt, bevor wir gehen konnten. Wir gehörten zum Bludenzer Schikader und haben auch in Bürserberg und Brand trainiert.“ Bevor er dem Vater zuliebe in der Bundeshauptstadt ein BWL Studium beginnt, absolviert er das Bundesheer in der Schwarzenberg-Kaserne in Wals-Siezenheim. Nach 2,5 Jahren Plage mit BWL wirft er das Handtuch, folgt intuitiv dem Zufall und inskribiert an der „fotok“, Schule für künstlerische Fotografie. Diese schließt Florian Herzog 2005 mit Diplom ab.

Profunde Praxisjahre.Wieder öffnet ein Zufall die nächste Türe. Zunächst die des Fotolabors Leutner in Wien-Neubau. Dort lassen alle bekannten Künstler/Innen die Prints machen: Eva Schlegel, Erwin Wurm, Lois Renner & Co. Florian Herzog lernt nicht nur die Repro von der Pike auf kennen, sondern auch bedeutende Metiers der Fotografie: Mode-Objekt-Natur-Gesellschaft. Fünf Jahre lang sammelt und verbessert er sein Rüstzeug als Fototechniker und Fotograf. 2007 gründet Florian Herzog sein eigenes Atelier. Er startet mit Fotostrecken für Jahres- und Geschäftsberichte. 2008 bekommt er die Finanzkrise zu spüren. Die Unternehmen sparen an allen Ecken und Enden, nicht zuletzt bei guten Fotos. Was also tun? Er absolviert ein Sommersemester in der „Rocky Mountain School of Photography“ in Missoula, Montana bei Neil Chaput de Saintonge, Assistent des berühmten Landschaftsfotographen Anselm Adams.

Mit Zufall zur Objektfotografie. Zurück in Wien, telefoniert er. In der Küche. Am Tisch

liegen eine Zitrone und eine Kiwi. Während des Gesprächs drückt er die Kiwi in die

halbierte Zitrone und das Objekt „Kirone“ war fertig, als er das Gespräch beendete. „So habe ich begonnen, vergängliche organische Skulpturen für die Ewigkeit fotografisch festzuhalten. In analoger Technik.“ Es ist der Anfang seiner ironischen Fotokunst. Auf die Früchte folgen Alltagsgegenstände, die er mit kleinen Eingriffen verfremdet, um mit Witz wie Poesie neue Wirklichkeiten zu erzeugen. 2010 bietet sich per Zufall ein Projekt an, das dem Schifahrer und Fotograf viel Freude bereitet.

Der Kalender für Schilehrer. „Ein guter Bludenzer Freund machte den Kalender für Schilehrer. Er hat Hubertus von Hohenlohe und mich als Fotografenduo beauftragt, neue Kalender für Schilehrer zu realisieren inklusive Graphic Design. Das Projekt lief fünf Jahre. Wir haben im Libanon Gebirge und am Arlberg fotografiert, in Cortina, Zermatt und im bulgarischen Bansko. In dieser Zeit ist die Zusammenarbeit mit Hubertus von Hohenlohe gewachsen. Noch heute stehe ich ihm als technischer Assistent zur Seite.“

Ironische Transformationen. Der Fotokünstler Florian Herzog gibt den Objekten aus Alltagsgegenständen eine Bühne, auf der sie monumental erscheinen. Zwischen den Zeilen kann man lesen, welche alte Geschichte in ihnen steckt und staunen, welche neuen Geschichten sie nach dem künstlerischen Eingriff erzählen. Die bildhauerische und szenische Behandlung macht sie zu Objekten, die mit Ironie, Humor, Anspielung eine völlig andere Bedeutung und auch Wertschätzung erfahren. „Die Ideen kommen spontan beim Anblick von Krawatten, Schuhbändern, Coca Cola, Küchenutensilien, alltäglichen Dingen, die ein begrenztes Leben haben. Durch die Fotografie werden sie unsterblich. Die bildhauerische Arbeit ist dabei Mittel zum Zweck. Mehr und mehr neige ich dazu, den Objekten ein eigenes Leben zu lassen und sie nach dem Fotografieren nicht zu entsorgen“. Aktuell arbeitet Florian Herzog an der Umsetzung eines Wortspiels mit „Betonung“ einzelner Buchstaben.

Einmal Bludenz - Immer Bludenz. Bludenz ist und bleibt sein Kraftort, der ihn erdet, den er braucht. Jedes Jahr erwandert er im Sommer die Berge und Almen rund um Bludenz. Nunmehr mit seiner Partnerin Jenny aus Venezuela und dem gemeinsam Sohn Mateo. Fixpunkte sind der Lünersee, die Alpe Rona mit „dem besten Blaubeeren Yoghurt der Welt“, ebenso Muttersberg und Montikel. „Leider gibt es den Milchflip um einen Schilling nicht mehr.“ Das bedauert auch Mateo, der vom Vater Bludenzer Dialekt lernt und im winterlichen Ländle seine ersten Spuren im Schnee zieht.

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